Rückblick auf Lesung über Sprache, Demokratie und Menschenrechte

Die Wochen gegen Rassismus unter dem Motto #MischDichEin haben dieses Jahr erneut wichtige Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt. Das LOTSENPROJEKT die brücke der bildungsmarkt vulkan & waldenser gmbh hatte am 24. März 2023 zur Lesung in Deutsch und Englisch zweier preisgekrönter Autorinnen eingeladen.

Rassismus und Diskriminierung verletzen die Würde und Integrität der betroffenen Menschen und der gesamten Gesellschaft. Oft wird den damit verbundenen Problemen mit Ohnmacht und Sprachlosigkeit begegnet.

Dr. Priscilla Manjoh beleuchtete den historischen Ursprung der Diskriminierung: die Sklaverei und der Kolonialismus, die in Eurozentrismus kulminieren. Die dauerhaften Spuren von Sklaverei, Kolonialismus und Rassismus im kollektiven Denken sind nicht nur im Westen, sondern auch in Afrika präsent. Dort herrscht bis heute die Unsicherheit darüber, ob es echte Demokratie und Menschenrechte geben kann.

In ihrer Lesung mit anschließender Diskussion stellte die mehrsprachige Autorin Dr. Tzveta Sofronieva die Frage: „Wem gehört die Sprache?“ Ihre Gedichte und Essays betonen das gemeinsame Entmythologisieren der Geschichte(n) als Voraussetzung für die Zukunftsgestaltung, analysieren Aufgeregtheit und Teilhabe in der Mehrsprachigkeit.

„Wir wandern in der Sprache, wir wandern, / и не земя, вода на длан ни е нужна“ beginnt ihr Gedicht Eine Hand voll Wasser. Tzveta wandert durch die Sprachen, und durch verschiedene Länder. Die Physikwissenschaftlerin und Wissenschaftshistorikerin schreibt auf Deutsch, Bulgarisch und Englisch. Im Fokus der Lesung und der Diskussion mit Tzveta Sofronieva stand der Umgang mit Sprache, wie Sprache gedeutet werden kann, ob sie einer bestimmten Form unterliegt oder wie ein Handvoll Wasser frei zerfließt. Sie empfiehlt den Lesern, die Sprache des Anderen zu untersuchen, um Nähe zu erfahren und neue Links zu bilden, um letztlich Brücken zu schlagen. Die wirtschaftlich relevanten Sprachen wie zum Beispiel Englisch sind dafür weniger geeignet, vielmehr geht es um die Sprachen der Nachbarn und der Menschen, denen man in Berlin täglich begegnet: Türkisch, Serbisch, Russisch, Griechisch, Persisch und andere.

Tzveta Sofronieva empfindet es immer als ein Reichtum, Worten zu begegnen, die etwas beschreiben, wofür sie keine Wörter kennt. Es ist ein überwältigendes Erlebnis. Darüber hinaus lädt die Autorin dazu ein, Sprachen in Verbindung mit Kulturen und Mentalitäten zu bringen und sie zu entdecken. Sprache und Kultur beschäftigt auch die Autorin Priscilla Manjoh. Sie bringt diese Themen in einen bestimmten historischen Kontext ein und erzählt die Geschichte von Protagonisten, die in Europa mit alten Stereotypen und neuen diskriminierenden Maßnahmen konfrontiert werden.

Das Werk von Dr. Priscilla Manjoh gibt einen Einblick in die Perspektive von Afrikanern in Europa und deren Erfahrungen, speziell in Berlin. Die Hoffnungen, Erwartungen und Mythen über das Leben im Ausland und die harten Realitäten werden dem Leben im Heimatland der Erzählerin dieses fesselnden Romans gegenübergestellt. Im aktuellen Roman Angri (2022) wird beschrieben, wie die Menschen und Gesellschaften durch den Postkolonialismus gebrandmarkt werden. Die Kolonialmächte haben ihr Kulturerbe in der kamerunischen Gesellschaft hinterlassen, es haben sich dadurch zwei Lager gebildet, die der Frankofonen und die der Anglofonen, die gegeneinander gekämpft haben, es ging wieder mal um die Einflussnahme der Kolonialländer. Warum der Roman den Titel Angri trägt, verrät die Autorin nicht, das solle der Leser selbst entscheiden. Negative und historisch nicht nachweisbare Konstrukte über die Rückständigkeit Afrikas, die von europäischen Denkern und Schriftstellern geschaffen wurden, lösen bis heute Ressentiments und Diskriminierung aus. Die Protagonistin Joey ist eine starke Frauenfigur, die ins Ausland reist und abgeschoben wird. Zurück in ihrem Land realisiert sie, dass nur sie und ihr Volk (die Afrikaner) ihre eigenen Probleme lösen können. Sie reist durch das Land und versucht, die Mentalität der Menschen zu reformieren und zu entkolonialisieren, während dessen versucht sie, den Frieden in ihrem Land wiederherzustellen. Einander besser kennen und verstehen lernen, die eigene Geschichte reflektieren, kann dabei helfen, alte Stereotypen und Denkweisen zu zerschlagen.

Feedback zur Veranstaltung:

„Die Veranstaltung begann mit der Vorstellung zweier Bücher die von den Referentinnen verfasst wurden und deren Thema die oben genannten Punkte waren. Frau Dr. Sofronieva hat Gedichte vorgetragen die sich mit den genannten Themen beschäftigt haben und bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Frau Dr. Manjoh hat aus afrikanischer Sicht über den Themenkreis referiert, eine kulturell andere Betrachtung der Dinge, für mich durchaus beeindruckend. Ich habe von der Veranstaltung gelernt, wie zwei Migrantinnen in einer Fremdsprache Bücher geschrieben haben. Der Aufbau der Veranstaltung war strukturiert und hat mir gut gefallen. Die Inhalte der Gedichte waren für mich sehr interessant und beeindruckend. Über Rassismus habe ich dadurch meine Kenntnisse aufgefrischt und auch neue Perspektiven erfahren.” (I. D., Integrationslotse)

„Der Vortrag von Dr. Tzveta Sofronieva hat mir sehr gefallen, weil mich Sprache an sich sehr interessiert und fasziniert. Aber natürlich ist es auch ein Gebiet, das sehr weitläufig und schwer einzufangen ist, was Frau Dr. Tzveta Sofronieva allerdings aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet sehr gut gemeistert hat, auch indem sie das Gesagte mit ihren eigenen Essays und Gedichten untermalt hat und dadurch den Inhalt ihres Vortrags so dem Publikum stärker verdeutlichen konnte. Das Publikum konnte so besser mit einbezogen werden und sich mit den jeweiligen Untergebieten persönlich identifizieren und auseinander setzen, was man auch an den Fragen, die gestellt wurden, festmachen konnte.  Es wäre allerdings besser gewesen, wenn der Vortrag nicht zu sehr die 60 Minuten überschritten hätte. Leider konnte ich nur kurz in den zweiten Vortrag hineinhorchen und mir dadurch kein Urteil erlauben.” (D.A., ZuBe-Projekt, itw gGmbH)

„Unsere Veranstaltung während der Anti-Rassismus-Woche fand ich bemerkenswert gut organisiert mit einer großen Vielfalt eines zahlreichen und sehr interessierten Publikums. Ich möchte mich insbesondere bei Ihnen, Frau Zaharieva-Schmolke, für die sorgsam vorbereitete und gekonnt durchgeführte Moderation durch viele  Nuancen des Themas bedanken. Ich bedanke mich für die Einladung für diese Zusammenarbeit und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre weiteren Projekte.” (Dr. Tzveta Sofronieva)

In Kooperation mit / gefördert durch

Kooperationspartner der bildungsmarkt vulkan & waldenser gmbh sind das Bezirksamt Mitte von Berlin und das Jobcenter Berlin-Mitte. Das Lotsenprojekt ist ein Projekt im Landesrahmenprogramm Integrationslots*innen und wird von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gefördert.

IHR*E ZUSTÄNDIGE*R ANSPRECHPARTNER*IN

Mila Zaharieva-Schmolke
LOTSENPROJEKT die brücke
Hochstädter Straße 16, 13347 Berlin
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