Ende letzten Jahres verabschiedeten wir uns nach über drei Jahren Projektzeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge von NIG – Neu im Gastgewerbe, das ursprünglich als einjähriges Modellprojekt startete. Gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales wurde das innovative Projekt der kiezküchen gmbh seit September 2019 in Kooperation mit dem Oberstufenzentrum Gastgewerbe Brillat-Savarin-Schule durchgeführt. Es richtete sich an junge Männer und Frauen mit Fluchthintergrund und geringen Deutschkenntnissen mit Interesse an einer Berufsausbildung und Beschäftigung im Berliner Gastgewerbe. Diesen vermittelte es grundlegende Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Aufnahme sowie nachhaltige Absolvierung einer Berufsausbildung im Gastgewerbe notwendig sind.
Hintergrund zur Entstehung des Projekts
Die Ausbildung von Fachkräften im Gastgewerbe ist durch einen hohen Anteil an Menschen mit Fluchthintergrund gekennzeichnet. Erfahrungen des OSZ Gastgewerbe zeigten, dass zahlreiche Ausbildungsverhältnisse aufgrund unzureichender Sprachkompetenzen sowie kultureller Orientierung und Integration vorzeitig endeten. Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken, wurde NiG mit dem Ziel entwickelt, vor Ausbildungsbeginn die sprachlichen und praxisnahen Voraussetzungen für eine erfolgreiche und vor allem nachhaltige Integration in Berufsausbildung bzw. -tätigkeit für Menschen mit Fluchthintergrund zu schaffen.
Kombination aus Sprachförderung, Praxis und Maßnahmen der grundlegenden Integration
Hierbei kombinierte das Projekt jeweils an zwei Tagen in der Woche berufs- und praxisbezogenen Deutschunterricht am OSZ Gastgewerbe mit Praxistraining in unseren gastronomischen Einrichtungen der kiezküchen gmbh. Einmal wöchentlich wurde das Projekt durch Grundkurseinheiten zur Integration ergänzt. Dabei erhielten die Teilnehmer*innen bedarfsgerechte Unterstützung. An erster Stelle stand hierbei beispielsweise Hilfe bei der Kommunikation mit Behörden und bezirklichen Einrichtungen (Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, Sozialämter, Jobcenter etc.) sowie die psychosoziale Beratung. Zudem konnten die Teilnehmer*innen bei organisierten Gruppenaktivitäten in Form von Erlebnisexkursionen (z.B. zum Potsdamer Platz, Brandenburger Tor, Olympiastadion) neue Sozialräume in Berlin erkunden. Abgerundet wurde das Programm durch gemeinsame Picknicks und sportliche Freizeitaktivitäten.
Positive Bilanz und persönliche Worte
Das Projekt wurde Ende Dezember 2022 mit einer Abschlussveranstaltung beendet, bei der ehemalige und aktuelle Teilnehmer*innen ein Weihnachtsbuffet gestalteten sowie landestypische Speisen unter Anleitung zubereiteten.
Zum Abschluss schauen wir auf eine erfolgreiche Projektzeit zurück: Insgesamt nahmen 71 Teilnehmer*innen (Stand 04.10.2022) am Projekt teil. Darunter waren 26 Frauen und 45 Männer aus unterschiedlichen Herkunftsändern wie Afghanistan, Iran, Somalia, Nigeria und Eritrea. Von diesen 71 Teilnehmer*innen konnten 56 nachhaltig integriert werden. 20 von ihnen haben eine Berufsausbildung bzw. Beschäftigung begonnen. 36 Teilnehmer*innen konnten in weiterführende Qualifizierungen oder sonstige weiterführende Aktivitäten, wie Integrationskurse oder Schulabschlüsse, vermittelt werden. 15 Teilnehmer*innen mussten die Teilnahme am Projekt leider aus anderen Gründen (wie Gesundheit oder Wohnortwechsel in andere Bundesländer) vorzeitig beenden.
Teilnehmer*innen, die über das Ende des Projekts hinaus weiterführende Sprachförderung und Qualifizierung benötigten, wurde die Teilnahme an unserem Integrationsprojekt ARRIVO BERLIN Hospitality angeboten. Außerdem erhielt jede*r Teilnehmer*in eine Teilnahmebescheinigung. Schließlich wurden die Teilnehmer*innen jährlich zu ihrer Zufriedenheit im Projekt befragt, was stets positive Ergebnisse hervorbrachte.
„Integration gelingt mit dem richtigen Angebot“
Auch für unseren Projektleiter Tibor Unger persönlich war das Projekt ein voller Erfolg: „Mich hat besonders das Engagement und Lerninteresse der vielen Teilnehmer*innen beeindruckt, die trotz – zum Teil schwierigster Lebensumstände – mit Begeisterung am Projekt teilnahmen und ihre Lebenssituation dadurch in beruflicher und privater Hinsicht verbessern konnten. Das Projekt hat gezeigt, dass Integration mit dem richtigen Angebot und der notwendigen Atmosphäre von Wertschätzung und Vertrauen gelingen kann.“
Ein besonders großer Dank für die tolle Projektzeit gilt also allen Teilnehmer*innen, ohne die die Umsetzung des Projekts nicht möglich gewesen wäre. Ebenso möchten wir uns bei allen anderen Beteiligten, insbesondere bei unserem Projektpartner dem OSZ Gastgewerbe sowie allen Netzwerkpartner*innen für die engagierte und konstruktive Zusammenarbeit und Kommunikation sowie die Unterstützung während des gesamten Projektzeitraumes bedanken.