Berlin, 07. April 2022 – Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus fand am 23.03.2022 die Veranstaltung „Ein Diskurs über Diskriminierung und Rassismus“ von unserem LOTSENPROJEKT die brücke digital statt.
Am 21. März 1960 war eine friedliche Demonstration in Sharpeville in Südafrika blutig niedergeschlagen worden. 69 Menschen kamen dabei ums Leben. In Reaktion darauf haben die Vereinten Nationen im Jahr 1966 den 21. März als „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung“ ausgerufen.
Innerhalb der Veranstaltung richteten wir unseren Fokus auf Themen wie kultureller und institutioneller Rassismus sowie auf die Arten von Diskriminierung gegenüber ethnischer Herkunft, Geschlecht und Geschlechtsidentität, Religion/Weltanschauung, Alter, sexuelle Identität sowie weitere Diskriminierungsmerkmale. Diskriminierung ist eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen nach Maßgabe bestimmter Wertvorstellungen oder aufgrund unreflektierter, z. T. auch unbewusster Einstellungen, Vorurteile oder emotionaler Assoziation.
Neben Folgen von Rassismus und Diskriminierung diskutierten wir auch über psychosoziale Unterstützung diskriminierter Menschen. Warum brauchen sie eine psychosoziale Unterstützung und was macht die Erfahrung mit Diskriminierung mit einem Individuum auf psychischer und emotionaler Ebene? Welche Hilfestellungen stehen in solchen Fällen zur Verfügung?
Die Referentin Anab Awale beleuchtete die Begriffe Diskriminierung und Rassismus, während Anna Moreno über die psychosoziale Unterstützung und ihre Formen berichtete. Dabei ging es nicht nur um Fachstellen für therapeutische Betreuung von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, sondern schlicht um Empowerment von Menschen zwecks Nutzung ihrer Sprach- und Kulturressourcen und Kompetenzen, anstatt in ihren Traumata haften zu bleiben und sich durch die Erfahrungen der Herabwürdigung und Benachteiligung an den Rand der Gesellschaft verdrängen zu lassen.
Die Gäste der Diskussion haben betont, dass Diskriminierung und Rassismus ein breites Spektrum haben, in den Weddinger Schulen haben Ressentiments kein bestimmtes ethnisches oder kulturelles Merkmal. Kinder und Jugendliche in der Minderheit haben es schwer in der Gemeinschaft akzeptiert und angenommen zu werden. Betont wurde auch, dass Akzeptanz und Toleranz Werte sind, die in der Familie anerzogen und vermittelt werden müssen. Das elterliche Haus ist die Urzelle einer gesunden Sozialisation und Erziehung.
Die beiden Referentinnen der Veranstaltung haben Diskriminierung und Rassismus in den eigenen Biografien erlebt. Es hat sie motiviert, sich für andere, die diskriminiert werden, einzusetzen. Es sind zwei politische Frauen, denen Gerechtigkeit und Menschlichkeit wichtig sind.
Anab Awale ist 39 Jahre alt, lebt und arbeitet in Berlin. Sie stammt aus Somalia, ihre Familie ist nach Deutschland geflüchtet. Anab hat Sozialwissenschaften studiert, ist Mitglied der SPD und seit letztem Jahr Mitglied der BVV Berlin-Mitte. Sie ist derzeit beim Bündnis und Verein Decolonize Berlin beschäftigt. Hier ist sie die Ko-Leiterin der Koordinierungsstelle gesamtstädtisches Konzept zur Aufarbeitung Berlins kolonialer Vergangenheit. Sie initiierte und gründete den Verein Seven Nomads e.V. und war Mitgründerin des Alevitischen Studierenden Verein Universität zu Köln (ASV) und ist im Bundesvorstand der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD).
Anna Carolina Moreno ist 25 Jahre alt, lebt und arbeitet seit ca. einem Jahr in Berlin. Ursprünglich kommt sie aus Brasilien, hat als Helferin im Flüchtlingslager in Griechenland gearbeitet und ihren Bachelorabschluss in Portugal erreicht. Ihr Master hat sie im Fach Menschenrechte und Konfliktmanagement absolviert. Das Thema der Veranstaltung war ihr wichtig, weil sie in ihrer Arbeit und im Privatleben bereits mit Diskriminierung und Rassismus zu tun . Anna engagiert sich in Projekten für geflüchtete Menschen und ist derzeit als Integrationslotsin beim Lotsenprojekt „die brücke“ vom bildungsmarkt vulkan & waldenser gmbh beschäftigt.