DaZuGEHÖREN-Workshop: Heimat, Migration und Sprache

Die lange Ankunft (in Deutschland)

Bei diesem zweiten Workshop der Veranstaltungsreihe „DaZuGEHÖREN“ der Schillerbibliothek Berlin und des LOTSENPROJEKTS die brücke wurden die Stationen und Aspekte der Einwanderung und der Ankunft in einer regen Diskussionsrunde beleuchtet. Dabei haben sich die Gäste mit ihrer eigenen Ankunft auseinandergesetzt und haben sich zu den Themen Heimat, Wanderung, Sprache und Phasen der Integration ausgetauscht. Was ist Heimat?

Die Heimat und die Wanderung

Der Begriff Heimat hat sich auch über die Jahrhunderte hinweg stets verändert. Immerhin haben Menschen immer wieder nach einer neuen Heimat gesucht und mobil gelebt. Ausschlaggebende Gründe für Wanderungsbewegungen war die Suche nach Lebensraum und Nahrung.

Massimo Livi Baccis Buch „Kurze Geschichte der Migration“ beginnt mit einem persönlichen Eindruck: 1960 reiste er mit dem Dampfer „Queen Frederika“ der Linie Piräus – Neapel – New York in die neue Welt. Mit an Bord: Griechische und italienische Auswanderer, die in den USA ihr Glück suchten. Kurze Zeit später schlossen die USA ihre Tore für Migrant*innen und dieses Buch ist auch eine Hommage an die letzten Migrant*innen auf dem Weg in das gelobte Land. Der italienische Autor und Demograph Bacci schreibt:

Es ist diese tief im Wesen des Menschen verwurzelte Eigenschaft, die das Überleben der Jäger und Sammler, die Verbreitung der menschlichen Spezies über die Kontinente, die Verbreitung des Ackerbaus, die Besiedelung leerer Räume, die Integration der Welt und die erste Globalisierung im 19. Jahrhundert ermöglichte.

Aus- und einwandern, ist ein Prozess, bei dem man seinen Horizont erweitert, weitere Kulturen kennenlernt und vor allem lernt, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Das verlangt jedoch oft viel Zeit ab.

Das Gefühl des Fremdseins

Uwe Schmitt, Journalist und Autor bei „Die Welt“, lebte in Japan für längere Zeit und teilt seine Meinung über das Gefühl, fremd zu sein und angenommen zu werden:

Ich blieb der Tropfen Öl auf dem Meer, nie würde ich untergehen, nie Teil davon werden. Je länger ich schwamm, desto wohliger wurde es: die Narrenfreiheit des Ausländers tröstete über den Kontrollverlust. Als ich nach sieben Jahren das Land verließ, war ich Ehemann, zweifacher Vater, glücklich. (…) Auch weil ich gelernt hatte, mit Fremden zu fühlen. Meine Bewunderung gilt all denen, die in diesen Tagen Fremden ihr Lächeln, ihre Hilfe, ein wenig Vertrauen schenken, ohne je in einem anderen Land gelebt zu haben.

Niemand sollte sich fremd fühlen. „Wir sind alle Bewohner*innen unseres Planeten“, wie trägt die Sprache dazu bei?

Die Sprache

“Meine Heimat”: Sprachbrei und Herzsprache (Hatice Akgün, Autorin und Kolumnistin)

Habt Ihr Euch verstanden gefühlt?

Die Sprache ist ein Werkzeug der Kommunikation, jedoch nicht das einzige, was benötigt wird, um sich „mit dem Bauch“ zu verstehen. Viel mehr zählt hier die Akzeptanz des Anderen. Dabei unterscheidet die Autorin zwischen dem oberflächlichen Sprachbrei, ähnlich einer Umweltverschmutzung und der Herzsprache.

Wir haben uns ganz selbstverständlich auf Englisch als Konversationssprache geeinigt. Das war einerseits sehr von Vorteil, denn es war die Sprache, die wir alle sprachen, aber auch sehr schade, weil meine persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten sehr eingeschränkt waren,(…) Aber auch wenn man Sprachen perfekt beherrscht, heißt das nicht unbedingt, dass man etwas zu sagen hätte. Oder umgekehrt. Ein Gast zum Beispiel hatte auf Grund seines südländischen Temperaments eine entzückende Körpersprache, die mich unweigerlich an diesen französischen Stummfilm erinnerte, der gerade bei den Oscars abräumte. Man verstand ihn, also den Südländer, mit dem Bauch.

Die Wissenschaft

Eine weitverbreitete Theorie sieht eine phasenhaft ablaufende Eingliederung von Einwander*innen in vier Dimensionen der Aufnahmegesellschaft vor.

Die Phasen der Integration gliedern sich dabei in

  • das Erlernen der Sprache (kognitiv),
  • die strukturelle Platzierung im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt (strukturell),
  • die Aufnahme interethnischer Kontakte (sozial) und
  • die emotionale Bindung an das Aufnahmeland (identifikativ).

Auch wenn sich die Ankunft jedes*r einzelnen nicht immer kategorisch festlegen lässt, bleibt es ein langer Prozess. Ein Grund dafür sind unter anderem die Grenzen, die jahrzehntelang Menschen und Kulturen voneinander getrennt haben und immer noch trennen. Der Mensch als Gewohnheitstier braucht Zeit, Neues zu verstehen, auch in einer mobilen Gesellschaft wie unsere heute.

In Kooperation mit / gefördert durch

Kooperationspartner der bildungsmarkt vulkan & waldenser gmbh sind das Bezirksamt Mitte von Berlin und das Jobcenter Berlin-Mitte. Das Lotsenprojekt ist ein Projekt im Landesrahmenprogramm Integrationslots*innen und wird von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gefördert.

IHR*E ZUSTÄNDIGE*R ANSPRECHPARTNER*IN

Mila Zaharieva-Schmolke
LOTSENPROJEKT die brücke
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