Stolperstein-Tour mit dem LOTSENPROJEKT die brücke

Im Zuge der diesjährigen Begehung der Stolpersteine im Bezirk Wedding, organisiert vom Bezirksamt Mitte, hat auch das LOTSENPROJEKT die brücke mit eigenen Recherchen und einem eigenen Vortrag zu einem der vielen Opfer des NS-Regimes beigetragen. Wie jedes Jahr wurde an den 9. November 1938 erinnert, dem Datum der Reichspogromnacht. Unsere Lotsin Petra Leischen hat sich dafür der Biografie von Willi Bolien zugewandt und die wichtigsten Informationen in einem kleinen Text zusammengefasst:

Wer war Willi Bollien? Er war ein sehr guter Kraulschwimmer, der auch Wettkämpfe in der Sowjetunion bestritt.

Willi Bolien begann 1943 in seinem Betrieb eine Widerstandszelle aufzubauen. Er sammelte Geld zur Unterstützung von Illegalen, knüpfte Kontakte zu sowjetischen Zwangsarbeitern und leitete Flugblätter, die er erhielt, weiter.
Als die Bomben der Alliierten auf Berlin fielen, der von Nazideutschland entfesselte Krieg Deutschland erfasste, schickte Willi Bolien seine Frau und seinen Sohn nach Herzberg an der Schwarzen Elster. Familienbesuche nutzte er, um Flugblätter zu verteilen und Gespräche mit potenziellen Mitstreiter*innen zu führen.
Als die Wohnung seines Freundes, des Schachmeisters Karl Rudolph, ausgebombt wurde, überließ er ihm seine Wohnung und zog zu seinen Eltern in die Maxstraße. Dort wurde er am 13. Oktober 1944 verhaftet.
Er wurde in die Gestapozentrale am Alexanderplatz verbracht. Er wurde schwer gefoltert. Von der Gestapo wurde das als verschärftes Verhör bezeichnet. Laut Gestapo-Bericht hat Willi Bolien Selbstmord begangen, er sei aus dem Fenster gesprungen. Sein Tod hat einen Prozess gegen drei Mitstreiter verhindert. Er hat durch sein Opfer drei Menschenleben gerettet.
Nach dem Krieg bereits brachten Mitstreiter*innen eine Gedenktafel am Haus in der Maxstraße 12 an. Edwin Bolien, der Sohn von Willi und Hildegard Bolien, berichtete, dass die Gedenktafel erst von Neonazis beschmiert und dann mit Hammerschlägen zerstört wurde. Eine später angebrachte gusseiserne Tafel wurde Ziel von Anschlägen. Aus diesem Grunde ließ Hildegard Bolien diese Tafel entfernen.

Quelle

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